Zuhören, beobachten und mehr
Leander Mergener
Im Sprachtraining bin ich als bildender Künstler Quereinsteiger. Meine Arbeit konzentriert sich auf Malerei, Zeichnung und Druckgraphik, doch Sprachen faszinieren mich von jeher. Ihre Weise, die Welt begreiflich zu machen, fesselt mich seit meiner Schulzeit. Damals habe ich Latein und Griechisch gelernt – die klassischen Sprachen – sowie die modernen Sprachen Englisch und Russisch. Später habe ich muttersprachlichen Unterricht in Französisch, Niederländisch und Spanisch genommen sowie einen Grundkurs in Arabisch.
Um Fremdsprachen zu lernen, habe ich stets Unterricht bei Muttersprachlern bevorzugt. Mich fasziniert, wie Menschen ihre Sprache im Alltag sprechen. Muttersprachler bewegen sich in ihrer Sprache wie selbstverständlich. Im Deutschen bin ich selbst Muttersprachler und möchte meinen Teilnehmenden diesen Vorteil zugutekommen lassen. Ich helfe ihnen, die gesprochene Sprache zu verstehen, die sie umgibt.
Was in der Malerei die Beobachtung ist, ist in der Sprache das genaue Hinhören und das Wahrnehmen zwischen den Zeilen. So wie meine Bilder auf Naturbeobachtung basieren, lausche ich der Sprache und beobachte den Kontakt zwischen den Menschen. Ich lehne an einer Ecke in Paris, Mailand oder Gent, beobachte das Treiben und höre den Leuten gebannt zu. In der U-Bahn, in der Bar oder in der Kassenschlange im Supermarkt – „So sprechen sie wirklich! “
Beginn
Als im Frühjahr 2022 die ersten Geflüchteten aus der Ukraine in Krefeld ankamen, habe ich mich spontan einer Freiwilligengruppe angeschlossen, die die Menschen bei den ersten Schritten in der neuen Umgebung unterstützte.
Daraus entstand das Angebot „Deutsch als Alltagssprache“ in Zusammenarbeit mit einem großen Sozialverband. Seitdem unterrichte ich internationale Teilnehmende, viele von ihnen mit akademischem Hintergrund.
Motivation
Die junge Ärztin aus Kolumbien, die ihr B2 bestanden hat und nun Patienten verstehen muss, die ganz anders sprechen als Hans und Inge im Deutschbuch. Der hochdekorierte Chemiker aus der Ukraine, der seine Erfahrung einer deutschen Firma anbieten will und dafür die Alltagssprache braucht. Die Deutschlehrerin aus Kiew, die ihren Flüchtlingsklassen die Sprache beibringen will, die sie selbst seit ihrem zehnten Lebensjahr lernt – unterschiedliche Lebensläufe, ein Ziel: die Alltagssprache meistern. Diese Menschen, ihr Mut und ihre Zuversicht treiben mich an.
„Ihre Fähigkeit, komplexe Konzepte verständlich zu vermitteln, hat uns geholfen, selbst schwierige Grammatikregeln und Vokabeln zu meistern. Wir schätzen Ihre stetige Ermutigung und Motivation, die dazu beigetragen haben, unsere Sprachfertigkeiten kontinuierlich zu steigern. Ihre kreative Herangehensweise hat den Lernprozess interessant und inspirierend gestaltet. Dank Ihrer Unterstützung fühle ich mich nun sicherer und kompetenter im Umgang mit der deutschen Sprache.“